Helgoland - Ramsgate


11.-18.07.2018
11.07.2018 Auf See
Mit ablaufender Tiede um 1100 abgelegt und bereits im Hafen das Groß geheißt. Die NW Ausfahrt Richtung Nathurn unter Motor genommen und dann Vollzeug gesetzt. Die lange Anna das erste Mal von dieser Seeseite aus gesehen. Die Magneta war von der anderen Seite herum, aus dem Südhafen gekommen. Am Eingang zum Trennungsgebiet hatten wir dann gemeinsam Kurs West angelegt. Zu Mittag gab es dann eine Tüte Spaghetti Carbonara. Mehr war nicht drin. Musste mich erst an die Schiffsbewegungen gewöhnen. Mit guten 5 Windstärken aus NNE war schnelles Segeln angesagt. Aber auch eine unerträgliche Klapperei von Tellern, Tassen, Gläsern und Vielem mehr. Hatte erstmal mehrere Zewarollen geopfert und alles eingepackt. Das hat etwas geholfen. Auch der Knarrerei am Niedergang kam ich endlich auf die Spur und habe jetzt Ruhe. Der Wind und der Seegang nehmen beständig zu.

12.07.2018 Auf See

Überlegte bereits ein Reff einzubinden, entschied mich dann aber in der Dunkelheit dafür, nur die Genua zu verkleinern. Wir machten teilweise deutlich über 7 Kt Fahrt. Durch das laufend überkommende Wasser hatten 2 Fenster wieder leichte Undichtigkeiten bekommen. Auch der Wassertank schien durch die Erschütterungen bei Einsetzen in die Wellen auf der Fahrt nach Helgoland wieder Schaden genommen zu haben. Aber die Bilge war trocken, also Alles kein großes Problem. Der 20 min. Wach/Schlafrythmus bereitete, wie gehofft, keine Probleme. Komme super damit zurecht. Mittags dann das erste Mal auf dieser Reise richtig gekocht. Kartoffeln mit Weißkäse und Leinöl. 2 mal täglich Funkkontakt zur Magneta. Trotz ihrer 42 Fuß Länge segelt die kleine Picaroon genauso schnell. Die vielzähligen Gasplattformen und Bohrinseln sind beleuchtet wie Weihnachtbäume und sehen teilweise aus wie Ufos. Große Windparks back-u. steuerbords mussten passiert werden. Irgendwie geht das Gefühl auf einem grenzenlosen, natürlichen Meer zu sein völlig verloren. Überall wird irgendwas hingebaut und die Natur dadurch verschandelt. Nur ist es vom Festland aus meistens nicht zu sehen und stört somit niemand.

13.07.2018 Auf See, Ramsgate

Pünktlich um Mitternacht schlief der Wind plötzlich gänzlich ein und nur die Dünung hatte Bestand. Die Segel schlugen fürchterlich, sodas die Geduld nicht lange anhielt und der Motor für den Rest der Strecke als Antrieb herhalten musste.
Wir waren durch die nun wieder mitlaufende Strömung viel zu schnell und erreichten das Ziel, Ramsgate, bereits mit anbrechender Dunkelheit gegen 2200, als wie errechnet erst am nächsten Morgen. Dadurch setzte jedoch bis zu 3,5 Ktn Querstom auf dem ca. 3. NM langen Einfahrtskanal. Hinzu kam noch die ungewohnte Funkprozedur zum Einlaufen in den Hafen. Das war ganz schön aufregend und ich hätte gerne darauf verzichtet. Letzlich hatte aber auch das geklappt und wir lagen glücklich fest im Westteil des Tidehafens. Die Magneta hatte den erstbesten Steg genommen, ich bin erst mal eine Runde gefahren und hatte dann leider einen freien Dauerliegeplatz belegt. Aber kein Problem, habe mich morgens nach Absprache mit dem Hafenbüro an den Steg E für Visitors verholt.

14.-18.07.2018 Ramsgate

Erst mal ausgeschlafen und gefrühstückt. Dann zum Hafenbüro direkt oberhalb der Zugangstreppe zum Hafen. Die gesicherte Tür war verschlossen und nur mit einem Taster zu öffnen. Herein kommt man nur mit entsprechendem Code. Ob das Hafenbüro geöffnet und besetzt war, konnte ich nicht erkennen. Glücklicherweise war jemand da und ich konnte nach dem Bezahlen, 30 GBP pro Nacht, wieder zum Schiff zurück. Habe dann erst mal alles auf Hafenmodus umgeräumt und mein Fahrrad ausgepackt. Eine Dusche genommen und festgestellt, daß die Wassertemperatur nicht geändert werden kann. Gefühlte 50 Grad, sah ich aus wie ein Krebs. Frisch geduscht die nähere Hafenumgebung erkundet. Viele interressante Geschäfte und Lokale sind direkt in die alten Hafenmauern integriert. Auch ein Laden mit alten Motorrädern, Musikboxen , einer lebensgroßen Elvisfigur und allerlei Nippes aus den 60ˋ Jahren. Sehr schön! Nette Pub´s überall direkt neben einander. Überall wurde Livemusic gespielt. sehr spät in die Koje gefallen.
An den Folgetagen ausgiebige Erkundungstouren mit dem Fahrrad gemacht. Eine sehr schöne kleine Stadt mit vielen alten Häusern, die vereinzelt stark an die Harry Potter Filme errinnern. Am hervorstechensten waren für mich die überall identischen Kamine, nette Seebäder wie Margate und Pegwell, sowie eine imposante Kreideküste. Einzig der ungewohnte Linksverkehr bereitete mir anfangs noch Probleme.
Zurück an Bord wurde ich von einem sehr netten Holländer mit einer neuen Nationalflagge für mein Boot überrascht. Meine Eigene war ziemlich ausgeweht und der Holländer hatte mir die Flagge sehr förmlich überreicht. Hier scheint die Tradition noch gepflegt zu werden. Mit Axel und Heike zum Lunch das erste Mal FishˋShips mit Majo und Essig gegessen. Na ja !  Muß man nicht jeden Tag haben. Danach ein Eis  und ein Ginnes, oder umgekehrt. Hier ließ es sich noch ein paar Tage aushalten. Das Wetter war überhaupt nicht britisch, jeden Tag Sonnenschein und angenehme Temperaturen.
Habe vor der Abfahrt noch die „ Blitzschutzanlage, bestehend aus zwei Starthilfekabeln und zwei 1000 Gramm schweren Bleigewichten zusammen gebaut. Die Klemmen werden bei drohenden Gewittern unten an den Oberwanten befestigt und die Bleigewichte außenbords gehängt. Ob das wirklich hilft, weiß ich nicht, aber vom Kopf her ist es ein etwas sicheres Gefühl, als gänzlich ohne Blitzschutz als höchster Punkt auf See unterwegs zu sein.


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