Kurs West nach La Gomera

Nach erfolgreichem PCR Test mit negativem Ergebnis in Berlin und frischem QR Code habe ich mir die FFP2 Maske aufgesetzt und bin wieder zum Schiff nach Lanzarote geflogen. Dort angekommen, hat man am Flughafen nicht mal nach dem Test gefragt. Nur der QR Code wurde gescannt und mit mehreren Wärmebildkameras wurde Fieber gemessen. Eigentlich unverständlich!


Die ersten Tage habe ich damit verbracht, mich wieder an das Bordleben zu gewöhnen und das schöne Wetter zu genießen. Blauen Himmel kannte ich schon gar nicht mehr. Dann habe ich das Schiff für den anstehenden Törn seeklar gemacht und  Lebensmittel gebunkert.


Bei der Verabschiedung wurde mir plötzlich erklärt, daß die Insel nur noch aus triftigem Grund verlassen werden darf, da die Corona Fallzahlen auch hier plötzlich rapide ansteigen. Was nun?


Nun ja, ich hatte ja einen triftigen Grund. Der Vertrag für den Liegeplatz war abgelaufen und aus San Sebastian kam bereits eine Bestätigung meiner angefragten Buchung. Nach telefonischer Rückversicherung, ob ich die Marina La Gomera überhaupt anlaufen darf und dann auch hereingelassen werde,  entschied ich mich zum Aufbruch.


Vorsichtshalber schlich ich ohne AIS Sendefunktion aus dem Hafen und steuerte erst einmal Los Lobbos an. Das Inselchen gehört zu Fuerteventura und unterliegt keinen Ausreisekriterien. Der erste Schritt war somit geschafft und die Nacht vor Anker war für mich zugleich eine Eingewöhnung in die Schiffsbewegungen. Am nächsten Morgen ging es früh los. Diesmal mit eingeschaltetem AIS Signal.


Die Überfahrt zur Nordspitze von Teneriffa war sehr angenehm und unspektakulär. Ein gleichmäßiges Wellenbild und angenehmer Segelwind von 5-6 Bft. Bei Sonnenaufgang konnte ich bereits den Teide und das nördliche Gebirge von Teneriffa erkennen. Auf dem Teide lag sogar Schnee. Die Eindrücke erinnerten mich etwas an die norwegische Westküste und waren atemberaubend schön. Mit Einbruch der Dunkelheit ging es dann weiter zur Nordspitze von La Gomera.


Die nördliche Route hatte ich absichtlich gewählt, um den teilweise recht unangenehmen Düsen zu entgegen, die sich weiter südlich zwischen den Inseln bilden können. Da war ich ja schon durch meine vorherigen Törns etwas gebrandmarkt.


Kurz vor Sonnenaufgang schreckte mich dann der Radaralarm aus meinem 20 Minuten Intervallschlaf. Die Schnellfähre Volcan de Taburiente von La Palma kommend war auf direktem Kollisionskurs und bei einer Geschwindigkeit von über 27 Ktn. nur noch 10 Minuten entfernt. Nach genau 3 Minuten ohne eine erhoffte Kursänderung versuchte ich einen Funkkontakt herzustellen. Als Segelboot bin ich kurshaltepflichtig und könnte bei der so schnell auf mich zukommenden Fähre sowieso nichts zur Vermeidung der Kollision beitragen.


Der Wachhabene meldete sich zu meinem Glück auch sofort und erklärte, daß er mich längst auf dem Schirm hat und ich sollte meinen Kurs und meine Geschwindigkeit beibehalten. Kurz darauf erfolgte dann auch die Kursänderung seinerseits. Die Fähre ging knapp hinter mir durch. Das Manöver hätte er ruhig etwas früher einleiten können. Das hätte mir garantiert viel Adrenalin erspart. 


Den ersten Ankerstopp nach genau 48 Stunden legte ich in Vueltas ein. Hier machte ich dann auch das Dingi klar und ruderte in Richtung Hafen zum ersten Landausflug auf Gomera. Das Valle Gran Rey ist der krasse Unterschied zu Lanzarote. Hier ist eine üppige Vegetation, die Ihresgleichen sucht. Auch der Ort gefiel mir sehr gut. Mein Ankerplatz lag genau vor der unlängst abgestürzten Felswand und war mit 13 Segelbooten ganz gut besucht. Für den Rückweg zum Schiff hätte ich mir einen Außenbordmotor gewünscht, da Welle und Wind genau von vorne kamen. Dieser verweilte jedoch an seiner Heckkorbhalterung, da ich aus Bequemlichkeit auf eine Montage am Dingi verzichtet hatte.


Dann ging es zu einem weiteren Ankerstopp vor Playa Santiago, wo wir mal einen schönen Urlaub verbracht haben und ich mir damals schon sagte: „Hier must du unbedingt mal mit dem eigenen Boot gewesen sein“.


Die vorerst letzte Etappe führte mich dann unter Motor küstennah in den Hafen von San Sebastian, wo ich die nächste Zeit auch bleiben werde. Die Einfahrt war sehr angenehm und es gab reichlich Hilfe beim Festmachen durch den Marinero. Eigentlich überhaupt nicht nötig, da absolute Windstille herrschte, aber eine nette Geste. Der Marinero half mit, bis auch die letzte Leine saß.


Die Einklarierung am nächsten Tag verlief genauso freundlich, sodaß ich diesen Hafen absolut weiter empfehlen kann. Jetzt werde ich in aller Ruhe die Insel erkunden und keinen Gedanken an die bevorstehende Abreise ins kalte Deutschland verschwenden.

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